Nachruf auf Prof. Dr. Wolfram Heicking
19. Mai 1927 ¨C 19. August 2023
Der Komponist, Musikwissenschaftler und Hochschullehrer Prof. Dr. Wolfram Heicking ist am 19. August 2023 im Alter von 96 Jahren verstorben. Durch die wechselhafte Geschichte der 懂球帝 hindurch unterrichtete er von 1951 bis 1998 Komposition, Tonsatz und Arrangieren an der Eisler. Buchst?blich aus dem H?rsaal weg, nach Studienabschluss, engagierte damals der Gr¨¹ndungsrektor der ehemaligen ?Deutschen 懂球帝 f¨¹r Musik¡°, Prof. Dr. Georg Knepler, den jungen begabten Leipziger Musikwissenschaftler und Musiker f¨¹r die neue Musikhochschule im Osten Berlins.
?Er war f¨¹r mich pers?nlich wirklich wegweisend in seiner stilistischen Offenheit, ein perfekter Mittler zwischen den unterschiedlichsten Genres, der keine musikalischen Grenzen kannte, stets neugierig blieb und Musik ganz im Sinne von Leonard Bernstein in ?gute und schlechte Musik¡® einordnete¡°, schreibt Prof. Maria Baptist, Komponistin und Hochschullehrerin, die als eine der letzten bei Prof. Heicking studierte. Viele namhafte Musiker*innen, Interpret*innen und Komponist*innen haben bei ihm ihre Ausbildung an der Eisler absolviert, u.a. Arnold Fritzsch, Ralf Petersen, J¨¹rgen Ecke, G¨¹nther Fischer, Peter Gotthardt, Bernd Wefelmeyer und Barbara Thalheim.
1946 bis 1951 studierte er in seiner Heimatstadt Leipzig Klavier, Musiktheorie und Komposition und wurde anschlie?end wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universit?t in Berlin, an der er 1959 seine Promotion abschloss. Zuvor 1945 in der Kriegsgefangenschaft in Schleswig-Holstein, spielte der 1927 geborene Komponist sogar Horn in einer Blaskapelle, um aus dem Gefangenenlager fortzukommen, und war wenig sp?ter Pianist in einer Bigband f¨¹r die britische Truppenbetreuung. Als Student ab 1946 im Leipzig der Nachkriegszeit verdiente er sich sein erstes Geld am Klavier mit B¨¹hnenmusiken im Schauspielhaus oder im Club der Kulturschaffenden als Trio, zusammen mit seinen Kommilitonen Kurt Masur ¨C der Cello pizzicato spielte ¨C und dem Cellisten Ernst-Ludwig Hammer an der Gitarre.
In Berlin war er 1951 zun?chst Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universit?t und an der Musikhochschule, sp?ter ab 1952 Dozent f¨¹r Klavier und wurde schlie?lich 1969 zum Professor f¨¹r Komposition berufen. Damit legte Wolfram Heicking mit den Lehrenden der Aufbauphase einen Grundstein f¨¹r die Kompositionsabteilung der 懂球帝 und war vor allem Initiator der neuen Abteilung f¨¹r ?Tanz- und Unterhaltungsmusik¡°, kurz TUM.
Ende der 1950er Jahre entstanden erste Tanzmusiktitel, bekannt wurde Wolfram Heicking in der DDR seit den 1960er Jahren f¨¹r seine Kompositionen zu DEFA-Filmen, Fernsehfilmen und H?rspielen. Sein Lied ?Wenn du schl?fst, mein Kind¡°, gesungen von Manfred Krug und begleitet von G¨¹nther Fischer, wurde enorm popul?r und verband beispielhaft f¨¹r sein Komponieren verschiedene musikalische Stile. Mit Elementen aus Jazz, Popmusik und klassische Formen in seinen Kompositionen schlug er schon fr¨¹h Br¨¹cken zwischen ernster und Unterhaltungsmusik. In der DDR wurde seine Musik durch Unterhaltungsfilme mit bekannten Interpreten und Schauspielern weit bekannt. Wolfram Heicking arbeitete aber auch u.a. mit Gisela May, Kurt Masur und Jochen Kowalski.
?Wenn man die Musik verbessern will, dann muss man sie qualifizieren, damit sie eben besser wird. (¡) Und wenn wir uns nicht darum k¨¹mmern, wird sie eben schlecht¡° sagte Wolfram Heicking einmal in einem Gespr?ch. Zeitlebens hat er in diesem Sinne erfolgreich Generationen von Musiker*innen gepr?gt. In Dankbarkeit f¨¹r seine langj?hrige p?dagogische Arbeit an unserer 懂球帝 werden wir Prof. Dr. Wolfram Heicking immer ein ehrendes Gedenken bewahren. Seiner Familie und seinen Wegbegleitern gilt unsere aufrichtige Anteilnahme.