Die gleitende Logik der Seele - 25.2.2023

Musikalische Denkanst??e zu Robert Musils
?Der Mann ohne Eigenschaften¡° mit Richard David Precht
 

"Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, da? er seine Daseinsberechtigung hat, dann mu? es auch etwas geben, das man M?glichkeitssinn nennen kann.

Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, mu? geschehen; sondern er erfindet: Hier k?nnte, sollte oder m¨¹?te geschehn; und wenn man ihm von irgend etwas erkl?rt, da? es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es k?nnte wahrscheinlich auch anders sein. So lie?e sich der M?glichkeitssinn geradezu als die F?higkeit definieren, alles, was ebensogut sein k?nnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist. Man sieht, da? die Folgen solcher sch?pferischen Anlage bemerkenswert sein k?nnen, ....

Ein m?gliches Erlebnis oder eine m?gliche Wahrheit sind nicht gleich wirklichem Erlebnis und wirklicher Wahrheit weniger dem Werte des Wirklichseins, sondern sie haben, wenigstens nach Ansicht ihrer Anh?nger, etwas sehr G?ttliches in sich, ein Feuer, einen Flug, einen Bauwillen und bewu?ten Utopismus, der die Wirklichkeit nicht scheut, wohl aber als Aufgabe und Erfindung behandelt."
(Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften)

Aus einem sehr dynamischen Seminar, das die Professoren Richard David Precht (Philosophie und ?sthetik) und J?rg Mainka (Hizeito, Komposition und Analyse Neue Musik) mit den Studierenden der Klassen Komposition und Hizeito zum Roman ?Der Mann ohne Eigenschaften¡° von Robert Musil gestalteten, entstand ein ungew?hnliches und ebenso dynamische Projekt. Richard David Precht, der den Roman von Musil als ein zentrales Buch seines Lebens bezeichnet, brachte den Wunsch in die Gruppe, Passagen aus dem Roman in einer Auff¨¹hrung zu lesen und mit Musik der anwesenden Komponist*innen zu verbinden, die f¨¹r diesen Anlass geschrieben wird. In vielen spannenden Diskussion zwischen Richard David Precht und den jungen Komponist*innen wurde ausgelotet, wie Musik sich zu einem solchen Text verhalten kann und auch, wie aus einer Lesung und einer Reihe kleiner Kompositionen ein spannender Abend entstehen kann, der weder Konzert, noch Lesung, noch Theater oder Musiktheater ist, sondern eigentlich von allem ein wenig und in dem alles sich aufeinander bezieht und doch eigenst?ndig bleibt. Folkert Uhde als Konzertdesigner f¨¹hrte diese Gedanken neu zusammen und half dabei, die Musik und die Sprache im Raum, dem Kr?nungskutschen-Saal der 懂球帝, zu verorten.

Es entstand ein au?ergew?hnliches Projekt, in dem Richard David Precht aus dem Roman von Musil las und Kompositionen der Studierenden von Interpret*innen der 懂球帝 aufgef¨¹hrt wurden. Der Abend wurde von Folkert Uhde im Kr?nungskutschen-Saal der HfM gestaltet, die musikalische Leitung hatte Manuel Nawri inne.

Studierende der 懂球帝 f¨¹r Musik Hanns Eisler Berlin Mitwirkende
Richard David Precht Sprecher
Manuel Nawri Musikalische Leitung
Folkert Uhde Konzertdesign
Richard David Precht und J?rg Mainka Projektleitung

Fotos: Janine Escher